Arthur Hartmann:
Der Sohn, der neue Wege ging.

Arthur Hartmann, der dritte von vier Söhnen von Paul Hartmann Sr., hat nicht nur die Geschichte von HARTMANN, sondern auch die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde entscheidend geprägt.

Der Weg zur Medizin

Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, B46, F 266

Als Arthur Wilhelm Hartmann 1849 in Heidenheim geboren wurde, war sein Vater Paul Hartmann bereits ein erfolgreicher Baumwollspinner. Als junger Mann wollte Arthur in die Fußstapfen seines Vaters treten und studierte zunächst Maschinenbau am Polytechnikum in Stuttgart. Erst danach ging Arthur nach Tübingen, um dort Medizin zu studieren, doch sein ausgeprägtes Interesse für Technik sollte ihm in seiner ärztlichen Laufbahn zugutekommen.

Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 unterbrach Arthur sein Studium, um als Sanitätsfeldwebel zu dienen. Diese Erfahrung prägte ihn nachhaltig und beeinflusste seinen beruflichen Werdegang und sein soziales Engagement für den Rest seines Lebens. Die erste Auswirkung von Arthurs Erfahrungen war bei HARTMANN zu spüren. Aus Verärgerung über den Mangel an geeignetem Verbandsmaterial auf den Schlachtfeldern überzeugte Arthur seinen Vater Paul Hartmann Sr., saugfähige Watte für Verbände und auch andere Bandagen herzustellen. Mit dem ersten sterilen Wundverband gelang Paul Hartmann sen. zusammen mit dem schottischen Chirurgen Sir Joseph Lister und dem Arzt Victor von Bruns 1874 ein entscheidender Durchbruch in der Medizingeschichte. Diese Erfindung ermöglicht bis heute Millionen Menschen eine sichere Wundversorgung. Zugleich bildete sie einen der Grundsteine des Unternehmens, dessen Portfolio ständig optimiert und vergrößert wurde.

Auf der Suche nach modernen medizinischen Lösungen – bis heute Standard

Arthur ging einen anderen Weg, nicht innerhalb des elterlichen Betriebs. Nach seiner Approbation 1873 in Leipzig und zwei weiteren Jahren als Militärarzt entschied sich Arthur, Hals-Nasen-Ohren-Arzt zu werden. Er begann in Wien als Arzt tätig zu werden und arbeitete eng mit den führenden Fachärzten seiner Zeit zusammen.

Schließlich ließ er sich in Berlin nieder und eröffnete eine erfolgreiche Praxis für Ohrenheilkunde. Zufällig befanden sich in derselben Straße zwei Hersteller von medizinischen Instrumenten, was sich als Glücksfall erwies. Dank seiner technischen Kenntnisse und seines handwerklichen Talents arbeitete Arthur eng mit diesen beiden Firmen zusammen, um neue Instrumente für die HNO-Heilkunde zu entwickeln. Bis 1926 trugen 42 HNO-Instrumente seinen Namen. Zu seinen Erfindungen zählen der Ohrtrichter, das Nasenspekulum und die Ohrzunge – und mit der Erfindung des Akumeters war er einer der Pioniere der Audiometrie. Bis heute sind die Instrumente Standard in HNO-Praxen.

Außerhalb der Praxis

Ab 1902 war Arthur auch als Universitätsprofessor tätig. 1906 wurde er Chefarzt der otologischen Abteilung des neu eröffneten Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin. Er setzte seine eigenen Studien und Forschungen fort und reiste nach Frankreich, England und Wien, um sich weiterzubilden und seine Behandlungsmöglichkeiten zu erweitern. Darüber hinaus war er leidenschaftlich daran interessiert, seine Erkenntnisse und sein Wissen durch seine Lehrtätigkeit und die Veröffentlichung von Büchern wie „Die Krankheiten des Ohres und ihre Behandlung“ weiterzugeben.

Rückkehr in die Heimat

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere kehrte er 1910 in seine alte Heimat Heidenheim zurück, um einen neuen Weg in der Patientenversorgung einzuschlagen. Angeregt durch die zunehmende Schwerhörigkeit seiner Frau widmete er sich verstärkt der Hilfe für Hörgeschädigte. In Berlin hatte er sich bereits einen Namen als „Begründer der Schwerhörigen Pädagogik“ gemacht und ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht, das schnell zum Standardwerk seiner Zeit wurde. Heute trägt das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Sprache in Heidenheim den Namen Arthur Hartmanns.

Zukunft aus der Vergangenheit

Arthur Hartmann trug seinen Familiennamen und die Geschichte des Unternehmens in die Zukunft und wurde Aufsichtsratsvorsitzender der PAUL HARTMANN AG. Indem er seine Interessen für Technik und Medizin miteinander verband, eröffnete er neue Geschäftsmöglichkeiten, aber auch ein neues Engagement für eine bessere Versorgung in der Wundbehandlung. Seine gesellschaftliche Einsatzbereitschaft, bessere Lösungen für Menschen mit medizinischen Herausforderungen zu finden, ist bei HARTMANN bis heute spürbar – nicht nur in den Innovationen des Unternehmens, sondern auch in der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.